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Muskatnuss, Zimt und Nelken

Getrocknete Gewürze in silbernen Schalen auf einem Holztisch aufgestellt.Der Duft von Zimt, Muskatnuss und Gewürznelken ist für viele der Vorbote für den Winter und insbesondere der Weihnachtszeit. In Indien und in arabischen Ländern gehören diese Gewürze zu den täglichen Gewürzmischungen für Speisen, Tee oder Kaffee.

Diese Gewürze eigenen sich durch den intensiven Duft besonders gut zur aromatischen Verfeinerung in der Küche. Jedoch wurden sie bereits in der Antike aufgrund der ausgesprochen gesundheitsfördernden Wirkungen als Arzneien verwendet.

Zimt, Gewürznelken und Muskatnuss enthalten neben den typischen aromatischen Inhaltsstoffen, ätherische Öle und weitere biochemische Verbindungen, die hauptsächlich wärmendkeimhemmend, beruhigend und krampflösend wirken.

Gewürze als Arzneien in der Tibetischen Medizin

Gewürznelken getrocknet auf weissem Hintergrund.Gewürznelke (Lee shee)

Die Gewürznelken werden nach tibetischer Tradition eingesetzt bei Erkrankungen des Lebenskanals und bei kalten „Windkrankheiten“, die sich in Verdauungsbeschwerden, oder Entzündungen der Atemwege zeigen kann. Ihnen werden aufgrund des besonderen Geruchs regenerierende Heilkräfte zugeschrieben. Damit sind sie wichtiger Bestandteil der klassischen Srog ´zin 10 Rezeptur, die mit ihrem leicht bitteren, süssen und scharfen Geschmack und leicht wärmenden Eigenschaften bei Störungen der LungEnergie zur mentalen Gelassenheit (semde) angewendet werden.

Interessanterweise ist die Gewürznelke so speziell in ihrem Geschmack und Geruch, dass sie nicht durch andere lokale Pflanzen ersetzt, sondern seit langer Zeit importiert wurden. Die ursprüngliche botanische Heimat der Gewürznelken liegt auf den Molukken im heutigen Indonesien.

Gewürznelkenbaum mit violetten Blüten.Auch die Europäische Tradition kennt die Gewürznelke seit der Antike im Arzneischatz. Da werden insbesondere auch ihre lokalanästhesierenden Eigenschaften bei Zahnschmerzen genutzt und in der Pestzeit versuchte man sich mit Nelkenketten vor Ansteckung zu schützen.

Sechs Muskatnüsse auf weissem Hintergrund.Muskatnuss (dza ti oder dza ti pha la)

Die Muskatnuss gehört wie die Gewürznelken zu den sechs ausgezeichneten Arzneien. Sie lenkt die Wirkung jeder Rezeptur auf das Herz und wird in sehr kleinen Dosen eingesetzt. Das „Herz“ ist in der tibetischen Vorstellung der Sitz des Bewusstseins. Eine Erkrankung des „Herzens“ geht daher immer mit mentalen Symptomen einher.

So wird die Muskatnuss dann auch bevorzugt eingesetzt bei Unbehagen in der Herzregion, Konzentrationsmangel, Verzagtheit, Müdigkeit, Nervosität. Die Verwendung von Muskatnuss ist hier vor allem in den Rezepturen Srog ‚zin 10 sowie Dza Ti 10 bekannt.

Zimtstangen auf weissem Hintergrund.Zimt (Shing tsa)

Zimtrinde ist schliesslich ein Gewürz, das in Europa im 16. Jahrhundert einen waren Boom erlebte und es sich auch wirtschaftlich lohnte, Kriege um das Handelsmonopol zu führen. In China wurde Zimt nachweislich bereits im ersten Arzneibuch um 2800 v. Chr. erwähnt.

Die tibetische Tradition kennt Zimt als wärmene Arznei mit scharf, süss, salzig und leicht adstringierendem Geschmack. Je nach Regionen werden verschiedene der weltweit rund 250 unterschiedlichen Botanischen Zimarten verwendet.

Die Wirkung wird beschrieben, dass Zimt kalten Wind in Magen und Leber kuriert, die Verdauungshitze (medrod) fördert und für gute Nährstoffaufnahme sorgt. Er wird in verschiedenen klassischen Rezepturen wie Se ´bru 5 für die Verdauung, Garnag für die Leber- und Galle sowie Se ´bru Kunbde als Tonikum für die Venen.

Getrocknete Gewürze in silbernen Schalen auf einem Holztisch aufgestellt.Was wir heute günstig beim Grossverteiler jederzeit in beliebiger Menge kaufen können, war im Mittelalter eine mit Gold und Silber aufgewogene Kostbarkeit. Besonders Zimt, Nelken, Muskatnuss oder Ingwer und Galgant waren begehrte Gewürze und Arzneien.

Von der gesundheitlichen Wirkung her können diese Gewürze weiterhin nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Eine lebensgrosse Kartonfigure der HIldegard von Bingen.Hildegard von Bingen ihrer Zeit weit voraus

Ganz in der Tradition der damals gültigen Medizinvorstellungen gab die Klosterfrau Hildegard von Bingen Empfehlungen zu Ernährung, Körperpflege und Anwendungen von Heilpflanzen. Neben den gebräuchlichen wildwachsenden Pflanzen und den Gartenpflanzen verwendete sie auch sehr gern exotische Gewürze. Ob sie wohl bereits von den tibetischen Rezepturen und den Verwendungen dieser Gewürze in deren Ursprungsländern wusste?

Bereits im 12. Jahrhundert beschreibt die Klosterfrau von Bingen die Gewürze ihrer bekannten Mischung (Hildegard von Bingen, Physica Cap. 1-21):

„Nimm, wie auch immer, Muskatnuss und in gleichem Gewicht Zimt und etwas Nelken und pulverisiere das. Und dann mach mit diesem Pulver und mit Semmelmehl und etwas Wasser Törtchen, und iss diese oft, und . . . es öffnet dein Herz . . . . , es macht deinen Geist fröhlich und reinigt deine Sinne. . . und es macht dich stark“

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