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Ingwer: ideal für die Küche und die Hausapotheke

Der Ingwer, das scharf aromatische Gewürz aus den Tropen, ist auch aus der heimischen Küche nicht mehr weg zu denken. Als typisches Gewürz soll er das Verdauungsfeuer (tib.: Medrod) entfachen und als Heilpflanze soll er vor Erkältungen schützen oder bei Reiseübelkeit Abhilfe schaffen. Für das Jahr 2018 wurde der Ingwer sogar zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Die Rhizome (Wurzelgewächs) enthalten einen hohen Anteil an ätherischen Ölen und Scharfstoffen. Das ätherische Öl allein wirkt mild und hautfreundlich, wärmend wird der Ingwer erst dank seiner Scharfstoffe (u.a. Gingerole) – was besonders für den Verdauungstrakt interessant ist.

Altes Buch mit illustrierten Pflanzen auf der rechten Seite.Ingwer ist bereits im Altertum bekannt und gerühmt. Seit damals gehört er zum festen Bestandteil der europäischen Heilpflanzentraditionen.

Die handschriftlichen, mittelalterlichen Bücher empfehlen den Ingwer etwa gleich zu verwenden wie Pfeffer:

„Man nennt Ingwer und Pfeffer in der Arzneikunde Wirkungsgenossen …“ Macer Floridus, weitverbreitetes Kräutergedicht aus dem 9. Jahrhundert.

Die Ingwergewächse

Grüne Kardamomkapseln liegen auf einem weissen UntergrundDer Ingwer gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Die Pflanzen dieser Familie weisen häufig einen hohen Gehalt an ätherischen Ölen auf und verfügen oft über wärmende Eigenschaften. Rund 1200 Pflanzen gehören zur Familie der Ingwergewächse. So gehören zum Beispiel auch Gewürzpflanzen wie Galgant, Kardamom oder Kurkuma in die selbe Pflanzenfamilie.

Mehrere Galgant Stücke getrocknet auf weissem Hintergrund.„Der Galgant ist ganz warm und hat keine Kälte in sich und ist heilkräftig.“ Hildegard v. Bingen 12. Jhd., Physica 1-13

Die meisten Ingwergewächse gedeihen in den tropischen Gebieten Südostasiens v.a. auch auf dem Indonesischen Archipel. Ingwergewächse haben auffallende Blüten, die entfernt an Orchideen erinnern. Es sind ausdauernde, bis zu 2 Meter hohe Pflanzen, deren Blätter meist üppig wachsen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet die Gewürzlilie (lat.: Kaempferia galanga). Sie  ist stängellos und entfaltet ihre Blätter und Blüten nur wenige cm über dem Boden.

Nahrung als Heilmittel

Bei den Gewürzpflanzen aus der Familie der Ingwergewächse zeigt sich, dass der Übergang von Nahrungspflanzen zu Heilpflanzen fliessend ist und dass viele Gewürze nicht nur für raffinierte kulinarische Kreationen eingesetzt werden, sondern auch eine vielfältige Heilwirkung entfalten können.

Ganz wie es auch in der Antike bereits formuliert wurde: „Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel sein.“ (Hippokrates von Kos, 5. Jhd. v. Chr.)

Schon im Altertum wurde Galgant in Indien als Magenmittel benutzt. In Europa ist die Wurzel als Arznei seit dem 8. Jh. bekannt. Hildegard von Bingen (12. Jh.) rühmt sie als das „Gewürz des Lebens“.

Eine lebensgrosse Zeichnung auf Karton der Hildegard von Bingen.Von Bingen empfahl Galgant bei Herzleiden oder bei Magen- und Darmerkrankungen. Die moderne pharmakologische Forschung bestätigt aufgrund der analysierten Inhaltsstoffe verdauungsfördernde und appetitanregende sowie teilweise auch entzündungshemmende Wirkeigenschaften.

Das ätherische Öl im Galgant wirkt spasmolytisch (krampflösend), entzündungshemmend und antibakteriell. Die Scharfstoffe gelten als desensibilisierend auf gereizte Magennerven, bewegungsfördernd und brechreizhemmend. Insgesamt wirkt Galgant verdauungsfördernd, galletreibend und appetitanregend.

Aus diesem Grund wird er zur Behandlung von dyspeptischen Beschwerden wie Magenschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Brechreiz sowie Appetitlosigkeit, ferner bei Gallenkoliken eingesetzt. Das Ingwergewächs fördert nach tibetischer Anschauung die Verdauungshitze, sorgt für eine gute Nährstoffaufnahme, regt den Appetit an und wirkt gegen Blähungen.

Ingwergewächse in Tibetischen Rezepturen

Getrocknete Pflanzen und eine frischer Granatapfel.In den tibetischen Rezepturen werden drei Typen von ‚medizinischem Ingwer’ (sman sga) verwendet, die sich in der Farbe (weiss, rot, gelb) und dem Gehalt ätherischer Öle unterscheiden. ‚Sman sga‚ ist der gewöhnlich bekannte Ingwer und gelblich gefärbt. ‚Dong gra‚, der Galgant ist rötlich gefärbt und reichlich ölhaltig.

Die meisten dieser Gewürze gehören zu den Geschmacksrichtungen süss und scharf und damit auch zum wärmenden Wirkprinzip. Deshalb findet man Ingwergewächse vorwiegend in wärmenden Rezepturen wie z.B. den Galgant und Kardamom in der Rezeptur Se ‚bru 5  für das Verdauungsfeuer oder in der GarnagMischung für die Leber-Gallen-Energie. Aber auch in verdauungsregulierenden und abführenden Mischungen wird der Ingwer verwendet.

Stoffssäcke gefüllt mit Gewürzpulvern in rot, orange und gelbÜber die alten Handelswege wurde Ingwer, Galgant und andere Gewürzwaren ins Mittelmeergebiet und von da nach Europa transportiert. Da es damals den wenigsten Menschen möglich war die exotischen Gewürzpflanzen in ihrer heimatlichen Natur kennen zu lernen, kursierten auch abenteuerliche Geschichten über die Herkunft der Gewürze. So würden sie beispielsweise von Drachen bewacht und bekämen dadurch erst ihre Schärfe.

Deshalb wäre dann auch die Ernte der Gewürze mit vielen Gefahren verbunden, was damals neben den langen Transportwegen und den Zwischenhändlern, als Erklärung für die hohen Gewürzpreise galt.

Heute steht es den meisten Menschen offen, in die tropische Heimat der Gewürze zu reisen und sich selbst ein Bild von diesen wunderschönen Pflanzen vor Ort zu machen. Und wer gerade nicht die Möglichkeit für eine Fernreise hat, besucht den nächsten Botanischen Garten und seine Gewächshäuser. Dort sind sie alle zu finden: Ingwer, Galgant, Kardamom und manchmal auch die Indische Gewürzlilie.